Donnerstag, 16. April 2009

Ehrlich und selbstbewusst - der Löwenzahn

Löwenzahn in voller Blüte"Seht her, da bin ich!" scheint er zu sagen, ohne Scheu, unübersehbar und geradeheraus.
Auf einem kräftigen Stengel sitzt keck nach oben gereckt die Blüte, deren Farbe dem Löwenzahn (Taraxacum officinale) im Volksmund unter anderem auch den Namen "Dotterblume" einbrachte.
Mir persönlich gefällt der Name "Apothekerkraut" ganz besonders und das hat seinen guten Grund, denn:
Es lassen sich beim Löwenzahn alle Pflanzenteile verwenden und er hat -richtig angewendet- nicht nur antirheumatische Eigenschaften, sondern ist auch gallebildend und gallenflußfördernd, stoffwechselanregend und leberstärkend.
Löwenzahn ist reich an Mineralstoffen (Magnesium, Kalzium, Eisen), Vitaminen und Enzymen und ist im Frühjahr als Kur geradezu ein Jungbrunnen für Bindegewebe, Leber und Niere.
Die jungen Blätter sind eine Bereicherung jedes Salates, können auch gekocht werden und schmecken dann ähnlich wie Spinat.

Löwenzahntee
Als Tee für die Frühjahrskur verwendet man das Kraut oder die Wurzel (ca. 1-2 TL) in 1/4 ltr. kaltem Wasser, kocht auf und lässt 15 Minuten ziehen. Entweder abseihen, oder (was ich bevorzuge) man verwendet Teebeutel wie für schwarzen Tee, was das Handling einfacher macht - rausnehmen und fertig. Davon nimmt man 3 Tassen täglich zu sich, und das über einen Zeitraum von ca. 14 Tagen.

Röhrlsalat
Als Kind wurde mir immer gesagt: "Löwenzahn darfst Du nicht pflücken, die Milch im Stengel ist giftig!"
Das scheint Unsinn gewesen zu sein, denn ich habe mittlerweile viele Rezepte für den so genannten "Kärnter Röhrlsalat" gesehen, bei denen eben diese Stengel ähnlich wie Schnittlauch geschnitten und mit einer genehmen Marinade gewürzt werden.
Bei zuviel des Guten sollen allerdings vereinzelt auch Bauchschmerzen auftreten. Nun, das passiert auch bei 3 Tafeln Schokolade...

Löwenzahnlikör
Was ich nun bereits im 2. Jahr herstelle, ist der Löwenzahnlikör.
Das Rezept ist denkbar einfach:

• 0,5 ltr. hochprozentiger Korn (Doppelkorn) mind. 38%
• 50 Löwenzahnblüten
• 250 gr brauner Zucker (Rohrohrzucker)

Die Blüten in einem weithalsigen Gefäß (z.B. Einmachglas) mit dem Korn übergießen (wer hätte das gedacht...) und ca. 14 Tage verschlossen möglichst warm stehen lassen. Alle 2-3 Tage schütteln.
Der Zucker wird in 0,5 ltr. kochendem Wasser aufgelöst und kurz eingekocht. Ich lasse ihm recht wenig Zeit (Männer sind da etwas ungeduldig) und gebe maximal 5 Minuten.
Während der Zuckersirup abkühlt, filtere ich in aller Ruhe (Kaffeefilter) den Ansatz und gebe später den Sirup dazu. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es nicht von Nachteil ist, den Likör nun noch 1-2 Stunden ruhen zu lassen.
Der Rest ist reine Fleißarbeit mit dem Trichter: In Flaschen abfüllen.

Je länger der Likör nun ziehen/reifen kann, desto besser und runder schmeckt er.
Da die Geschmäcker verschieden sind, empfehle ich, eine kleine Flaschenabfüllung als "Testflasche" zu verwenden, aus der immer wieder mal ein Gläschen zum Probieren entnommen wird. So entwickelt man schnell ein Gefühl für die Reifung des selbst Hergestellten. Mir persönlich schmeckte er erst nach mehreren Monaten so richtig gut.

Zum Sammeln sollte man sich natürlich auf keinen Fall solche "tollen" Orte wie Straßenränder, Wegränder (Hundebesitzer wissen, wovon ich rede) oder die unmittelbare Nähe von landwirtschaftlichen Flächen aussuchen (Dünge- und Pflanzenschutzmittel).

Historisches
Obwohl der Löwenzahn so bekannt und weit verbreitet ist, weiß man über die Herkunft des Namens recht wenig.
Der Milchsaft des Löwenzahns wurde früher zur Behandlung von Augenkrankheiten verwendet (griechisch taraxis = „Augenentzündung“, Quelle: Wikipedia).
Es ist nicht einmal sicher, wer den heute offiziellen Gattungsnamen geprägt hat. Nur in der deutschen Ausgabe des Kräuterbuchs von 1578 findet sich der Text:
Das Pfaffenrörlin.. ..und heyszt den officinis Dens leonis, und taraxacon, altaraxacon..

Sammelzeit: Kraut ganzjährig, Wurzel Frühjahr und Herbst, Blüten März/April
Pflanzenteile: Blätter, Blüten Wurzel

Sonntag, 12. April 2009

Erste Begegnung - die Vogelmiere

Meine ersten Gehversuche im Bereich der Naturheilkunde machte ich vor Jahren mit der Vogelmiere (Stellaria media) - nicht gerade Gärtners Freund, wie ich mir habe sagen lassen.
Wohl, weil sie - anspruchslos und anpassungsfähig - nahezu überall zu finden ist. Brachland, Wegränder, Weinberge, Schuttplätze, und natürlich auch im heimischen Garten vor allem dort, wo man sie gerade gar nicht haben möchte...

Der Volksmund kennt für die Vogelmiere auch so klangvolle Bezeichnungen wie Sternmiere, Hühnermiere, Mausdarm oder Hühnerdarm.

Die Schönheit dieser Pflanze erschließt sich erst beim näheren Hinsehen. Die winzig kleinen sternförmigen weißen Blüten sind eine Pracht für sich, wie ich meine.

Tee
Ich habe aus dem Kraut (inkl. Blüten) regelmäßig einen Tee gekocht (2 TL auf 1/4 ltr. siedend heißes Wasser, 10 Minuten ziehen lassen, 2x täglich für ca. 14 Tage).
Vogelmiere wirkt harntreibend und somit entwässernd. Die Naturheilkunde bezeichnet sie weiterhin als schleimlösend, hustenstillend und antiviral.
Eine Teekur über 2-3 Wochen soll bei rheumatischen Erkrankungen helfen.

Umschläge
Was ich vielerorts las, jedoch bisher (glücklicherweise) in meinem Umfeld nicht anwenden konnte, ist der Einsatz bei stark juckenden oder brennenden Hauterkrankungen, auch Dermatitis. Hierzu soll ein starker Absud bereitet werden (also ein starker Tee, umgangssprachlich ausgedrückt), mit dem getränkte Kompressen auf die betroffenen Stellen aufgelegt werden.

Salat
Als mineralreiche und stark chlorophyllhaltige Pflanze gehört die Vogelmiere zu den Zutaten, die in keinem Frühjahrssalat fehlen sollten, nicht zuletzt auch wegen des Vitamin C-Gehaltes in den Blättern.

Tierfutter
Wer Stubenvögel hat, kann die Knospen gern als Ergänzung zum sonstigen Futter geben - der Name kommt nicht von ungefähr.
Auch unsere Hühner, Kaninchen und Meerschweinchen freuen sich sehr über diese Futterbereicherung.

Küchentipp:
Eine halbe bis ganze Hand voll Vogelmiere mit ins Wasser zum Spargel kochen geben, das verfeinert und verstärkt den Geschmack des Spargels.
Das Kraut nachher natürlich NICHT essen, sondern entsorgen ;-)

Sammelzeit: ganzjährig
Pflanzenteile: Das ganze Kraut

Frohe Ostern!

So, pünktlich zu Ostern ist es nun also passiert:
Jetzt habe ich auch einen Blog.
Nicht, dass ich nun sooo viel zu sagen hätte, aber vielleicht interessiert sich ja doch der/die eine oder andere für das, was man mit vielen Dingen aus der Natur so anstellen kann. Und das wiederum ist eine ganze Menge! Aber davon später mehr.


Eigentlich erfolgt dieser Start ja zu einem recht ungünstigen Zeitpunkt, denn ich stecke mitten in Vorbereitungen für die (meine erste!) Teilnahme an einen Gartenmarkt (Link zur Website).
Da waren bzw. sind etliche Fläschchen an Kräuteressenzen abzufüllen, die angesetzten Liköre noch zu filtern und abzufüllen und die Etiketten wollen am PC auch nicht immer so, wie ich will.

Mit fortschreitender Zeit und in der Menge sieht es dann doch recht "hübsch" aus und ich bin sehr gespannt darauf, wie diese Dinge aus der Natur wohl von anderen angenommen werden:

Von verschiedenen Likören wie Waldmeisterlikör, Heuwiesenlikör, Löwenzahnlikör, Walnusskernlikör bis zu den bei uns zuhause aus der Hausapotheke nicht mehr wegzudenkenden Heilkräuteressenzen: Aus Schafgarbe, Salbei, Melisse, Lavendel, Majoran, Rosmarin, Storchenschnabel oder etwa Auszugsöle aus Johanniskraut, Berufskraut etc.






Es gibt bis nächsten Sonntag noch viel zu tun und daher fasse ich mich für heute kurz. Das ist nämlich nur eine Kiste von so einigen...